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Haushaltsplanungen

Kürzungen bedrohen psychosoziale Hilfe für Geflüchtete in Brandenburg

6.11.2025

Das Psychosoziale Zentrum Brandenburg blickt mit großer Sorge auf die aktuellen Haushaltsplanungen des Bundes und der Europäischen Kommission für das Jahr 2026. Nach den derzeitigen Haushaltsentwürfen sollen die Mittel für die psychosoziale Versorgung geflüchteter Menschne massiv gekürzt werden, mit dramatischen Folgen für Menschen, die nach Krieg, Folter und Flucht in Brandenburg Schutz suchen und dringend Unterstützung benötigen.

Viele der geflüchteten Menschen in Deutschland leiden unter Traumafolgestörungen, Depressionen, Angstzuständen oder Schlaflosigkeit. Für sie sind die Psychosozialen Zentren oft der einzige Ort, an dem sie sich sicher fühlen, verstanden werden und professionelle Unterstützung erhalten. Eine Kürzung der Mittel bedeutet für diese Menschen weit mehr als den Verlust einer Therapie: Sie können Halt, Vertrauen und die Hoffnung auf Stabilisierung sowie auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verlieren.

Geplante Kürzungen um über 40 Prozent

Die Bundesmittel für die psychosoziale Versorgung Geflüchteter sollen 2026 um mehr als 40 Prozent reduziert werden: von derzeit rund 12 Millionen auf nur noch 7,1 Millionen Euro. Zugleich stehen auch die EU-Fördermittel aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) künftig nur noch sehr eingeschränkt zur Verfügung. Für Brandenburg wird nach aktueller Planung lediglich ein Viertel der bisherigen Förderung erwartet.

Besonders problematisch ist die geplante Verteilung der AMIF-Mittel nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Dieses Verfahren orientiert sich an Bevölkerungszahlen und Steueraufkommen, nicht aber am tatsächlichen Bedarf. Damit werden gerade strukturschwache Bundesländer erheblich benachteiligt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags weist seit Jahren darauf hin, dass der Königsteiner Schlüssel für soziale Programme ungeeignet ist, weil er jene Regionen benachteiligt, in denen der Bedarf an Unterstützung am größten ist.

Ostdeutsche Zentren besonders stark betroffen

In Flächenländern wie Brandenburg ist keine zentrale Versorgungsstruktur möglich. Über viele Jahre hinweg wurden deshalb mit großem Engagement dezentrale psychosoziale Angebote in Landkreisen und Städten aufgebaut – meist unter schwierigen Bedingungen und mit begrenzten Ressourcen. Das Psychosoziale Zentrum Brandenburg ist vielerorts die einzige psychologisch-psychotherapeutisch arbeitende Anlaufstelle für Geflüchtete, die extreme Gewalt, Verfolgung und Verlust erlebt haben.

Da viele Betroffene faktisch keinen Zugang zum regulären psychotherapeutischen Regelangebot haben, sind sie vollständig auf die spezialisierten Angebote für Geflüchtete angewiesen. Werden die Kürzungen umgesetzt, drohen  2026 Aufnahmestopps, der Wegfall von Therapie- und Beratungsangeboten, massiver Personalabbau und Schließungen ganzer Einrichtungen. Für viele Geflüchtete würde das bedeuten: keine Therapie, keine Stabilisierung, keine Chance auf Integration.

Psychosoziale Versorgung ist Grundversorgung

Psychosoziale Arbeit ist kein Zusatzangebot, sondern ein unverzichtbarer Teil der gesundheitlichen Grundversorgung für Geflüchtete. Eine gesicherte Finanzierung ist die Grundlage für Stabilisierung, Teilhabe und Integration – und sie beugt Krisen, Chronifizierungen und hohen Folgekosten im Gesundheitssystem vor.

Wir unterstützen deshalb ausdrücklich die Forderung der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF), die Bundesmittel kurzfristig auf mindestens 27 Millionen Euro zu erhöhen. Nur so kann die flächendeckende Versorgung traumatisierter Geflüchteter in Brandenburg und den anderen ostdeutschen Bundesländern aufrechterhalten werden und nur so bleibt Deutschland seiner humanitären Verantwortung gegenüber den besonders Schutzbedürftigen gerecht.