Spenden
Initiativen "Wohnen für alle"

Das Leverkusener Modell

31.7.2024

Das Leverkusener Modell steht für die dezentrale Unterbringung geflüchteter Menschen in Privatwohnungen, in enger Nachbarschaft mit der lokalen Bevölkerung, im Gegensatz zur zentralen Unterbringung in Sammelunterkünften. Diese dezentrale Herangehensweise fördert eine "Gemeinwohlorientierung", die sowohl Geflüchteten als auch Einheimischen zugutekommt. Ziel ist es, die gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern und den persönlichen Austausch im sozialen Umfeld zu stärken.

Entstehung und Grundgedanke

Zu Beginn der 2000er Jahre stand die Stadt Leverkusen vor einer wegweisenden Entscheidung: Sollte sie ein kostspieliges Investitionsprogramm für Gemeinschaftsunterkünfte auflegen, oder die dezentrale Unterbringung von geflüchteten Menschen in Wohnungen fördern, selbst wenn deren Aufenthaltsstatus noch ungesichert war? Diese Fragestellung ist auch heute noch für viele Kreise und Kommunen von großer Relevanz, weshalb das Leverkusener Modell besondere Beachtung verdient.

Die Stadt Leverkusen entschied sich für eine progressive Grundsatzentscheidung zugunsten von individuellem Wohnraum. Durch den direkten Kontakt zwischen Ortsansässigen und neu hinzugezogenen geflüchteten Menschen in den Quartieren, erhielt die Aufnahme und dezentrale Verteilung eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Hierin bestätigte sich, worauf in der Forschung schon vielfach hingewiesen wurde: Persönlicher Kontakt, Begegnung und Austausch sind zentral im Umgang mit kultureller Differenz und helfen ungemein beim Abbau möglicher Vorurteile. Zudem trug die Entscheidung für dezentrale Unterbringung auch maßgeblich zur Instandsetzung und Förderung sozialen Wohnraums bei.

Schritte zur Umsetzung

Die praktische Umsetzung des Leverkusener Modells umfasst mehrere Schritte:

  • Identifizierung von geeigneten Wohnungen: Kommunen suchen nach geeigneten Wohnungen auf dem freien Markt, die von geflüchteten Menschen bezogen werden können. Dies kann durch Anmietung oder Kauf geschehen.

  • Anpassung und Ausstattung der Wohnungen: Die ausgewählten Wohnungen werden, wenn nötig, in Stand gesetzt und renoviert. Je nachdem, ob es sich um eine Übergangswohnung oder einen dauerhaften Wohnsitz handelt, wird zudem eine Grundausstattung (Möblierung etc.) zu Verfügung gestellt.

  • Vermittlung und Betreuung: Geflüchtete Menschen werden in die Wohnungen verteilt und erhalten bei Bedarf Unterstützungsangebote, um beispielsweise die Anbindung an Sprachkurse zu erleichtern.

Vorteile des Leverkusener Modells

Die Unterbringung nach dem Leverkusener Modell bietet den Vorteil, dass schutzsuchende Personen in eigenen Wohnungen leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. In eigenen Wohnungen finden sie besser zur Ruhe und können Erlebtes verarbeiten. So bleiben ihnen lange Aufenthalte in Gemeinschaftsunterkünften erspart. Ein besonders erwähnenswerter Aspekt des Modells ist, dass belastbare Zahlen zeigen, dass die dezentrale Unterbringung wirtschaftlich günstiger ist. Durch den Wegfall der hohen Betriebskosten und finanziellen Aufwendungen zur Renovierung oder dem Bau von Gemeinschaftsunterkünften, welche bei ausbleibender Belegung nicht anderweitig genutzt werden können, ist das Bereitstellen von Wohnungen meist günstiger. Dies begründet sich unter anderem durch das Zurückgreifen auf bestehenden Wohnraum. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen entstehen durch den Bau oder die Renovierung von Wohnungen in Zeiten von Wohnungsmangel dringend benötigte Quartiere für die Stadt oder Region, anders als im Fall von Gemeinschaftsunterkünften.

Fazit

Das Leverkusener Modell zeigt eindrucksvoll, wie die dezentrale Unterbringung von geflüchteten Menschen nicht nur zur gesellschaftlichen Teilhabe beiträgt, sondern auch wirtschaftlich und städtebaulich vorteilhaft sein kann. Es stellt eine Blaupause dar, die von anderen Kommunen und Kreisen übernommen werden kann, um Alternativen zu Sammelunterkünften zu schaffen.

In unserer Reihe „Wohnen für alle“ präsentieren wir euch regelmäßig inspirierende Initiativen, Modelle und Ideen aus Brandenburg und ganz Deutschland, die sich für eine Verbesserung der Wohnbedingungen von geflüchteten Menschen einsetzen.